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05.11.2016

Via Dinarica - 1300 Kilometer durch die Berge des Balkan 6/ Kroatien/ Ins Velebit

               Da braut sich etwas Großes zusammen...

Am nächsten Morgen laufe ich ein Stück über Forstwege, bis es hinter einem Haus mit Swimming Pool, das unerwartet im Wald erscheint, wieder spannend wird.


                                                       Auf Forstwegen

Zunächst kann ich überhaupt nicht erkennen, wie die Route weiter geht, aber dann stoße ich auf verblasste Markierungen, und die zeitweise Andeutung eines Pfades...Die Landschaft ist jetzt wieder ganz anders. Überwiegend laufe ich durch relativ junge, dichte Buchenwälder. Steinmauern und häufig in den Wald eingesprengte Wiesen zeigen deutlich, dass diese Gegend einst stärker genutzt wurde. Heute findet man hier einen einsamen, nicht ganz einfach zu verfolgenden Weg. Immer wieder verliere ich die Markierungen, und nutze den Track auf meinem GPS um die Route zu halten. Irgendwann stoße ich dann stets auf die üblichen rot- weissen Kleckse.








                        Schöner, aber schwierig zu verfolgender Pfad

Manchmal öffnet sich der Wald, zum Beispiel am Hino Bilo
(1106 m), und es ergeben sich schöne Ausblicke. Die Gegend ist jetzt deutlich trockener, daher wachsen hier auch Kiefern.




                  Kiefern wachsen in trockener Landschaft

Wie so oft auf der Via Dinarica, begeistern mich die Blumenwiesen unter dem strahlend blauen Himmel. Aber nirgendwo gibt es Vieh oder gemähtes Heu...


                              Schöne Blumenwiesen

Schließlich steige ich ab ins Tal zu dem Dörfchen Krivi Put. Die Skloniste sieht mal wieder nicht besonders einladend aus....


                          Die Skloniste von Krivi Put

Über eine Mischung aus Sträßchen, Forstwegen und Pfaden laufe ich an kleinen Weilern vorbei weiter.


                             Kaisermantel 

Gegen 14 Uhr erreiche ich die Straße am Pass Vratnik. Hier beginnt das eigentliche Velebit Gebirge. Da meine Vorräte erschöpft sind, und ich auch so schnell keinen Ort mit Einkaufsmöglichkeiten erreichen werde, beschließe ich per Anhalter in das nicht weit entfernte Senj an der Küste zu fahren. Es kommen recht viele Autos vorbei, häufig auch mit deutschen Kennzeichen, allerdings hält niemand an...Daher laufe ich irgendwann weiter, wobei ich die zahlreichen Serpentinen durch den Wald abkürze. Zurück an der Straße halte ich wieder meinen Daumen raus, in der Hoffnung, dass mich doch jemand mitnimmt. Schließlich habe ich Glück und ein Kroate bittet mich in sein Fahrzeug. Das ist auch gut, denn obwohl es zur Küste in der Luftlinie nicht weit ist, vervielfacht sich die Strecke durch die Serpentinen, weshalb ich sicher noch einige Stunden gelaufen wäre...
Die Touristeninformation empfiehlt mir ein relativ günstiges Hotel, aber es gibt in Senj auch zahlreiche Privatunterkünfte. 
Nachdem ich mich gesäubert habe und meine Vorräte aus einem gut bestückten Supermarkt erneuert, lasse ich es mir nicht nehmen zumindest einmal in der Adria zu baden. Es scheint, als seien die meisten Urlauber hier aus Kroatien.


Der Hafen von Senj


Am nächsten Morgen muss ich ein ganzes Stück weit laufen, bis ich an eine günstige Stelle zum Trampen komme. Diesmal dauert es gar nicht lange, bis ein Bulli hält. Ein netter junger Zwickauer mit seinem kleinen Bruder macht einen Roadtrip durch Kroatien.
Zurück am Vratnik Pass auf 700 Metern wandere ich durch Wiesen und Wälder Richtung Velebit. 
Einmal beobachte ich einen Fuchs, der durch den Wald läuft. Nadelbäume gibt es hier überhaupt nicht mehr, die Hügel sind von dunklem Buchenwald überzogen. Aber anders als in den zuvor durchquerten Gebieten dominiert der Wald nicht mehr so stark. Immer wieder führen schöne Pfade durch aussichtsreiche Graslandschaften. Während das erste Stück nach dem Vratnik nicht ganz so interessant ist, ist der Abschnitt danach mal wieder wirklich toll!


                        Die Vorberge des Velebit

Manchmal laufe ich durch mediterran wirkende Gebüsche, in denen ich neue Pflanzen wie eine Ahornart und üppig blühenden gelben Mauerpfeffer entdecke.
















Neue Pflanzen tauchen auf

Obwohl die Gegend so schön  ist, treffe ich mal wieder keinen anderen Wanderer. In einem Tal wachsen einige mächtige Hutebuchen und etliche schon fast vom Wald zurückeroberte Häuser, künden davon, dass hier, in dem verlassenen Dorf Tucevac noch vor nicht allzu langer Zeit Menschen lebten.

                        Meterdicke Buchen


                                 Das verlassene Dorf wird vom Wald erobert



                           Immerhin gibt es noch ein Ortsschild...

Auch im Offenland blühen einige herrliche Orchideen.



                                          Orchideen

Später am Nachmittag ist es sehr grau und windig. Ein Unwetter scheint aufzukommen. In einer Doline finde ich einen geschützten Platz für mein Zelt. Tatsächlich, kaum bin ich mit dem Kochen fertig, beginnt es zu regnen. Daraus wird dann später ein mächtiges Gewitter, dem mein mit 920 Gramm sehr leichtes Zelt aber gut Stand hält.

                Geschützter Lagerplatz

Am nächsten Morgen ist es wieder klar und schön. Die Berge des Sjeverni Velebit Nationalparks erscheinen jetzt ganz nah.



Bald erreiche ich das Dörfchen Oltari, wo mir ein Bauarbeiter einen Wasserhahn außen an einem Haus zeigt, so dass ich meine Vorräte wieder auffüllen kann. Auch hier gibt es eine Kuca, die allerdings wieder einmal wenig einladend aussieht...
An einem Strässchen  stehen Hinweisschilder des nahen Nationalparks.

                 Unterwegs zum Sjeverni Velebit Nationalpark

Glücklicherweise verlasse ich den Asphalt bald und gewinne auf schönen Pfaden langsam an Höhe. Meist bin ich im Wald, es gibt zunächst aber auch noch einige Wiesen.





Wiesenleben

                  Im Buchenwald

Schließlich erreiche ich den Eingang des Nationalparks, Babic Sica, wo ich an einem Kassenhäuschen ca. 6 Euro Eintritt bezahlen muss, der für drei Tage gültig ist.



                         Am Eingang des Nationalparks

                      Infotafel

Die kühl-feuchte Atmosphäre nach dem heftigen Regen der Nacht passt gut zu den Buchenwäldern, in denen ich langsam an Höhe gewinne. Informative Tafeln verraten einiges über die Bewohner des Nationalparks.

               
                     Interessane Tafeln


                       Nach dem Regen der Nacht

Weiter oben ist es noch ziemlich neblig und erste Nadelbäume gesellen sich zu den Buchen.

                            Noch ist es nebelig

Auf den ausgetretenen Pfaden, sind außer mir einige Tageswanderer unterwegs. Schließlich erreiche ich die bewirtschaftete Berghütte Zavizan. Niemand spricht Englisch und Essen gibt es auch nicht...
Ich habe den Eindruck, dass die Leute, die die Hütte bewirtschaften, nicht besonders interessiert an Gästen sind, aber natürlich kann der Eindruck auf Grund der Sprachbarriere auch täuschen...
Bald nach Passieren der Hütte verzieht sich der Nebel und es wird richtig schön!

                                  Der Nebel verzieht sich


                   Blick zurück zur Berghütte Zavizan

An der Kapelle des heiligen Ante und dem Botanischen Garten des Velebit vorbei, erreiche ich bald einen Pfad, der zum Gipfel des Veliki Zavizan führt. Die Gegend um den Zavizan ist auch von Bussen erreichbar, daher gibt es hier relativ viele Besucher.

                 Der botanische Garten des Velebit

                          Kapela Sveti Ante

Durch Buchenwald und schließlich Latschen gelange ich zum Gipfel des Veliki Zavizan (1676 m). Die Aussicht in der klaren Luft mit den abziehenden Wolken ist wunderschön! Weiße Karstgipfel schauen aus dunklen Wäldern und grünen Matten heraus. Nicht weit entfernt, aber weit unten, erstreckt sich die tiefblaue Adria, mit der vorgelagerten großen Insel Krk, die braun und bar jeder Vegetation erscheint. Welch ein Kontrast zu der üppigen Natur um mich herum! Die Ursache für die Vegetationsarmut der Adriainseln ist der hier häufig vorkommende, peitschende Sturm Bora, ein Phänomen, das ich auch bald kennen lernen sollte...


             Das Velebit- Wald und Felsen

                     Veliki Zavizan (1676m)

                                Die Adria ist ganz nah

Bald nachdem ich den Gipfel des Berges verlassen habe, gelange ich zum Beginn eines ganz besonderen Pfades: Die Premuziceva Staza wurde in den 30 'er Jahren des 20- Jahrhunderts von dem kroatischen Förster Ante Premuzic angelegt, und führt auf 57 Kilometern entlang des Velebit Kammes nach Baske Ostarije. Dabei ist die Anlage des Pfades mit vielen Trockenmauern und kühner Linienführung ein wahres Kunstwerk, dass ständige, fantastische Ausblicke in die Bergwelt bietet, und diese sehr unwegsame Karstlandschaft aufgrund der relativ geringen Höhenunterschiede auch für weniger trainierte Wanderer erschließt.

                    Der Beginn eines tollen Pfades

                      Nur Wandern ist erlaubt











                                    Premuziceva Staza

Nach einigen Stunden herrlicher Wanderung gelange ich zu einem Seitenpfad, der zum Felsgipfel des 1620 Meter hohen Gromovaca führt, ein weiterer toller Aussichtsberg.
Die sich zusammenballenden Wolken verheißen wenig Gutes, aber einstweilen ist das Wetter schön...

                                                      Gromovaca


                             Vorboten der Bora

Gegen 19 Uhr erreiche ich die auf 1600 Meter Höhe liegende, kleine, gemütliche Selbstversorgerhütte Rossijeva Skloniste. Eigentlich hatte ich vorgehabt in ihr zu schlafen. Aber während ich seit Zavizan keine Wanderer mehr getroffen hatte, tauchen zu meiner Überraschung jetzt drei Mädchen auf. Nele, Hannah und Nina studieren in Holland, und wandern für drei Tage durch das Velebit. 

                             Rossijeva Skloniste

Da die Hütte eher klein ist, schlage ich mein Zelt daher auf der Wiese unterhalb der Hütte auf. Nachdem ich gekocht und gegessen habe, unterhalte ich mich noch etwas mit den jungen Frauen. Aber wir bleiben nicht allein: Erst gegen 20 Uhr erscheinen vier junge Kroaten aus Varazdin, die von der Küste hochgewandert sind. Sie wollen ebenfalls in der Skloniste übernachten! Bin ich froh, dass ich mein Zelt aufgeschlagen habe, das wäre mir dann doch zu eng! Statt zu kochen, rauchen die jungen Männer einen Joint nach dem Anderen und versäumen es auch nicht, die in Kroatien obligatorische Flasche mit Selbstgebranntem kreisen zu lassen....

















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