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07.10.2016

Durch die Drakensberge 6



Leider wache ich etwas zu spät auf, um den Monduntergang über dem Escarpment vom Stativ aus zu fotografieren, aber über die Lichtstimmungen des frühen Morgens, die ich dann vom Lager aus zu sehen bekomme, kann ich mich auch nicht beklagen...








Noch ist die Sonne da, aber die bald über dem Plateau aufziehenden Wolken, lassen mich vermuten, dass es bald regnen wird.
Doch zunächst habe ich andere Sorgen. Zwar befindet sich am anderen Ufer des Baches eine Steinpyramide, danach weist in dem felsigen, dicht bewachsenen Gelände aber nichts mehr auf den Pfad hin, so sehr ich auch suche. Schließlich marschiere ich weglos in die Richtung in die der Weg verlaufen muss. Bevor ich in sehr dichten, niedrigen Wald vordringe, bekomme ich noch einen spektakulären Regenbogen zu Gesicht. Während bei mir nur wenige Tropfen nieder gegangen sind, hat es woanders sicher heftiger geregnet. Die Sonne bricht durch die Wolken und färbt die Hänge samtgrün.



               Regenbogen am frühen Morgen

Der Wald ist schwer zu durchqueren, glücklicherweise stoße ich bald auf Wildwechsel, die das Vorankommen einfacher gestalten.



                                    Dichter Wald

An einem Bach stoße ich auf Steinmarkierungen und weiss, dass ich nicht völlig falsch bin...



                               Endlich wieder ein Hinweis auf den Pfad

Nach eineinhalb Stunden wird der Contour Path wieder deutlich und steigt zunächst zu einer grasigen Schulter auf um danach ins Cataract Valley hinab zu führen. 


                                                 Tiefe Täler und grasige Rücken

Ich passiere die Stelle, wo ein Pfad nach Injisuthi, einem weiteren Camp des Maloti/ Drakensberg Parks führt.
Die steil aufragenden Wände des Plateaurandes sind nie weit entfernt.



                                     Unter hohen Steilwänden

Mittags erreiche ich einen Grasrücken oberhalb des Baches Buttress Fork. Der Pfad scheint weiterhin deutlich auf dem Rücken zu verlaufen, ich bin aber verwirrt, als er sich kurz darauf im Gras verliert. Diese Gegend scheint einst Farmland gewesen zu sein, worauf alte Stacheldrahtreste hindeuten. Daher ist es durchaus möglich, dass ich auf einen alten Farmweg geraten bin. 


                           Oberhalb von Buttress Fork

Nun gut, wofür hat man denn eine Karte dabei? Diese zeigt allerdings, dass der Weg ziemlich direkt ins Tal hinab führt. So sehr ich auch suche, ich kann keine mögliche Abstiegsroute entdecken. Alles ist viel zu steil zum Wandern. Ich nehme an, dass ich vielleicht einen Abzweig verpasst habe und laufe ein ganzes Stück zurück, entdecke aber nichts. Schließlich gehe ich noch einmal zu der Stelle, wo ich den Pfad verloren hatte. Und siehe da, der Weg führt doch weiter!  Allerdings nicht auf direktem Weg, wie in der Karte eingezeichnet, sondern den Rücken halb umrundend, am Hang traversierend. Allerdings ist das Tal von steilen Felswänden eingefasst, und mir ist zunächst schleierhaft, wie ich darunter kommen soll...Aber schließlich führt der Weg zielstrebig auf eine Lücke in den Felswänden zu, und ich gelange problemlos zum Bach.


Buttress Fork



Glücklicherweise stoße ich am Bach auf einen gut sichtbaren Pfad, der zu einem Nebenarm führt, in dem das Wasser kanalartig eingezwängt zwischem glatt poliertem Sandstein hindurch führt und eine Reihe fantastischer Pools bildet. Aus dem großen Überhang oberhalb des Baches winkt jemand, der offenbar dort übernachten will. Dagegen ziehe ich es vor, unter freiem Himmel, auf den blanken Steinen zu schlafen, da das Wetter stabil zu sein scheint.



                                          Marble Bath

                  Ich schlafe auf den glatt polierten Steinen

Als nachts der noch fast volle Mond die Steinlandschaft bescheint, nutze ich die Gelegenheit zu einigen Nachtaufnahmen, die mich aber nicht zufrieden stellen. Ich muss in diesem Metier mehr Erfahrung sammeln!

         


                            Marble Bath bei Nacht

Um die geringe Lichtintensität des frühen Morgens auszunutzen, fotografiere ich unmittelbar nach dem Aufstehen noch einmal die interessante Szenerie aus glattpolierten Steinen und rasch fließendem Wasser in den "Rutschen".

                       
























                                    Marble Bath

In der Nacht hat es getaut, daher ist meine Kunstfaser- Decke (Quilt) ziemlich feucht. Bei Daunen wäre das ein Problem, da diese in nassem Zustand leicht verklumpen. 
Nachdem ich einige Höhenmeter zurückgelegt habe, kann ich noch einmal auf die glatten Felsflächen von Marble Path zurück schauen.


                           Blick zurück auf Marble Bath

Zunächst scheint ein trüber Tag bevor zu stehen, aber es dauert nicht lange, bis die Sonne den Dunst durchbricht und bald kann ich wieder die schroffen Zacken der Berge unter einem wolkenlosen Himmel bewundern.






           Bald tauchen die Bergspitzen aus dem Dunst hervor


                                  Die Sonne hat sich durchgesetzt

Da Marble Bath offenbar häufig besucht wird, wandere ich auf einem guten Pfad entlang der Hänge oberhalb von Buttress Fork.



                       Die Buttress Fork Schlucht

Ich erklettere einen glatten Felsen von dem aus sich mir eine besonders prächtige Aussicht bietet. In der Mitte befindet sich der Rücken über den ich gestern Nachmittag ins Tal gelangt bin. Dieser teilt zwei Täler, in denen wilde Bäche wasserfallartig hinab stürzen. Im Hintergrund ragen die schroffen Gipfel des Grenzmassivs auf und die Morgensonne lässt die grasüberzogenen Hänge intensiv smaragdgrün leuchten. Herrlich!


Herrliche Aussichten






















                                  Wasserfälle in schroffem Tal

Zwar dominieren Gräser die Vegetation, aber obwohl der Südsommer seinem Ende entgegen geht, entfalten einige wunderschöne Blumen ihre Blüten.


Die Drakensberge sind auch ein Blumenparadies













Schließlich gelange ich an den Injisuthi Fluss, den ich durchwaten muss, was aber kein Problem darstellt. Hoch über mir kreisen zwei große Adler, die offenbar ihren Horst mit bettelnden Jungen hoch oben in einer Steilwand haben.
Die Battle Cave, ein weiterer großer Felsüberhang, ist bekannt für ihre Buschmannkunst. Allerdings ist sie mit Stacheldraht umzäunt und darf nur mit einem Führer betreten werden.



                                       

                                                        Injisuthi Tal

An der Einmündung eines Nebenbaches, folge ich diesem, bis zur Lower Injisuthi Cave. Diese wird offenbar auch häufig zum Übernachten genutzt. Nur an einer Stelle gibt es einige Felsbilder.

                             Lower Injisuthi Cave

Der Pfad führt von hier aus nicht weiter, daher gehe ich zurück bis zur Mündung des Baches in den Injisuthi. Hier treffe ich auf drei junge Südafrikaner, die einen tollen Pool zu einem Bad genutzt haben und in meine Richtung laufen wollen.


                 Wo ist der Weg?

Einige aufgeschichtete Steine scheinen den weiteren Pfadverlauf anzuzeigen. Allerdings ist bereits nach wenigen Metern kaum noch etwas von einem Weg zu erkennen. Weder die Südafrikaner noch ich können den richtigen Pfad finden. Wie schon einige Male in den Drakensbergen, beschließe ich irgendwann einfach weglos in die Richtung zu laufen, in der ich den Pfad vermute. Über einen Rücken und entlang der Konturen gelange ich zurück zum Injisuthi wo ich auch die Südafrikaner wieder treffe. Da diese erst einmal Kochen wollen, erkunde ich zunächst eine mögliche Ausstiegsroute aus dem Tal. Als diese mir möglich erscheint, beginne ich den langen, steilen Anstieg. Zunächst folge ich dabei noch einer Art von Pfad, bald wird das Gelände aber immer steiler und ich kämpfe mich schließlich mit ziemlicher Anstrengung weiter hoch. Irgendwann habe ich es geschafft, und kann von einem Höhenrücken bis zu einem Pass blicken, an dem die Centenary Hut steht. Entfernt auf der anderen Seite eines Tales sehe ich sehr viele Wanderer, die offenbar auf dem von der Battle Cave kommendem Pfad laufen. Es ist Karfreitag, offenbar nutzen etliche Südafrikaner die Ostertage für eine Wanderung. Trotzdem ein ungewohnter Anblick in den sonst so einsamen Drakensbergen!
Ich könnte auch problemlos zur Hütte gelangen, beschließe aber statt dessen mir einen ruhigen Lagerplatz im Mbovani Tal zu suchen, und erst morgen weiter aufzusteigen. Ich verspüre wenig Lust, die Landschaft mit Massen von anderen Wanderern zu teilen...
Die Grashänge sind zwar steil, aber gut begehbar, daher habe ich schon bald das Tal erreicht, wo ich mein Zelt aufschlage.


                               Lager im Mbovani Tal

Es ist noch recht früh, daher unternehme ich noch einen kleinen Spaziergang, bei dem ich einen dunklen Greifvogel beobachte.
Ich bin gespannt, wie es morgen weiter geht!






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